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FILE NAME: Talc (TALC) DATE: 1960 DOC#: TALC129 DOCUMENT DESCRIPTION: Medical Journal Article - German
Klinische Grundlagen der sechsundvierzig meldepflichtigen
Berufskrankheiten
Von
Prof. Dr. m ed. E R N S T W. B A A D E R
Dr. med. h. c., Dr. med. h. c. ehern. D irektor des Universittsinstituts fr Berufskrankheiten
in Berlin Honorarprofessor fr K lin ik und Pathologie der Berufskrankheiten
an der Universitt Mnster
F n fte, neubearbeitete und erweiterte A ufla ge der ,,Gewerbekrankheiten"
M it 69 Abbildungen im Text und 12 farbigen Tafeln
URBAN & SCHWARZENBERG
M NCHEN -- BERLIN
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Staublungenerkrankungen
D ie Pneum okoniosen. (Stan d ard w erk m it 273 A b b und run d 8400 S ch rifttu m squellen), Staufen-V erlag 1954 -- Jtten, Klosterktter, Pfefferkorn, Die Staublungen erkran kun gen B d . 2, 1954 -- B erich t b e r d as S ilik o se-S y m p o sio n 1955 B o ch u m -- Herzog und Conrad, Zur F rage der Lym phkn oten silikose m it besonderer Be rcksichtigung der Nervenveranderungen durch silikotische verschwielte Lym ph knoten. Arch. G ewerbepath. 14 (1955), 2 -- Gough, Rivers und Seal, P ath o logical studies of modified Pneum oconiosis in coal-m iners w ith Rheum atoid A r thritis (Caplan's Syndrom e) T h o rax 10 (1955), i -- Ehrhardt und Leicher, U ber sogenannte Lungensteine bei Silikosekranken. A rch. Gewerbepath. 15 (1956), 1 -- D ie Silikose in der keram ischen und G lasindustrie, W rzburg 1957 -- Jtten und Klosterktter, D ie S tau blu n generkran ku ngen B a n d 3, D arm stad t 1958 -- Mosinger, Une conception pathognique de la silicose. L e rle du systm e neuroergonal. Arch. mal. prof. 19 (1958), 4 -- H . Schm id, B eitrag zum Problem der Silikoarthritis, H elvetia M ed. A ct. 25 (1958), 4 -- Suzuki, Silicosis in Japan, history and trad ition . Ind. M ed. a. Surg. 27 (1958) 4. -- Prignot, L a tu b ercu lo se des houilleurs. Brussel 1959 -- Carstens, Problem e der Pneum okoniosen, Sam m lung A rb eits m edizin H e ft 33, L e ip z ig i960.
2. Bergflachslunge
Der B e r g fl a c hs , auch Asbest genannt, ist ein faseriges Mineral von seidenartigem Glanz. Er ist ein Magnesiumsalz der Kieselsure von wech selnder Zusammensetzung, der aber niemals freie Kieselsure (Quarz) enthlt. Seine beiden Hauptarten sind der kalkfreie, bzw. sehr kalkarme Serpentinasbest, der geschmeidig und langfaserig ist, und der kalkreiche und einen hheren Kieselsuregehalt aufweisende Hornblendeasbest, der starr, brchig und schlecht verspinnbar ist. Die reichsten Asbest fundorte liegen in Kanada, im Ural und Sdafrika; sterreich besitzt im Burgenland einige geringwertige Abbaustellen, wo die Asbestnester aus Nebengestein wie berall im Tagbau oder Stollen gefrdert werden. Die hervorragenden Eigenschaften groer F e u e r b e s t n d i g k e i t , W i d e r standsfhigkeit gegen Suren, Wrmeisoliervermgen, s ch l e c h t e L e i t f h i g k e i t fr E l e k t r i z i t t sichern dem Asbest eine wachsende Bedeutung als Industriewerkstoff. Seine faserige Struktur macht ihn fr die Verarbeitung zu Garnen, Gespinsten und Geweben geeignet.
G es un dh e i t s g e f a h r e n bestehen bei der Asbestgewinnung in Stein brchen und Bergstollen, bei der Aufbereitung in Kollergngen zwecks Zerkleinerung und Auflockerung, ebenso bei den Mischvorgngen. Das gleichfalls Staub erzeugende Verspinnen der Langfasern geschieht auf Krempel-, Spinn-, bzw. Zwirnmaschinen und Websthlen zur Anferti gung von Schutzanzgen fr Hitzearbeiter, fr Flammenwerfer und Feuerwehr, von Schutzschirmen beim Luftschutz und Theatervor hngen, von wrmeisolierenden Tchern, Kappen, Schnren usw. Die Hauptstaubgefahr besteht dabei in der Krempelei, im Kardierraum und in der Weberei. Hinzu kommt noch die Weiterverarbeitung des fertigen Asbestgewebes zu Matratzen, die zur Wrmeisolierung von Kesseln, Tur binen usw. dienen. Die zum Verspinnen wenig geeigneten kurzfaserigen
Bergflachslunge
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Nadeln des Hornblendeasbests sind das Ausgangsmaterial fr allerhand Mischprodukte, z. B. Asbestpapier, Asbestpappe, Asbestmrtel oder Zusatz zu Kunstharzen, deren Festigkeit und Bruchsicherheit erhht wird. Auch Kupplungs- und Bremsbelge der Kraftwagen werden aus Asbestgemengen hergestellt. Allein das Bohren von Lchern in fertige Bremsbelge und Schleifen von Bremsbndern hat zu Bergflachslunge gefhrt (Brachmann). Vielfach wird Asbest mit Zement gemischt und dient dann als Bauplatten fr Dcher und Auenwnde, aber auch als Abdichtungsmaterial fr Dampfzylinder und Hochdruckmaschinen so wie als nahtlose Rohre ber Stahl Zylindern oder zur Herstellung von Trgen, Bottichen und Ksten zur Aufbewahrung von Suren in che mischen Werken. Das Zurechtsgen der Asbestzementbauplatten, das Schleifen, Feilen und Zurichten der surefesten Gefe und fertigen As bestzementformstcke ist gleichfalls mit Staubentwicklung verbunden. Freilich ist. der Asbestgehalt dieses Mischstaubes weit geringer als in der Asbestweberei oder gar in der Asbestmatratzenstopferei, da der fer tige Asbestzement nur 10% Asbest enthlt. Asbestabflle werden zum Ausfllen der Hohlrume feuersicherer Geldschrnke, zur Herstellung von Feuerschutzfarben, als Polier-, Putz- und Reinigungsmittel fr Me talle und Metallgewebe, aber auch zur Bier- und Weinfiltration verwen det. Endlich sind die groen Erdlrohrleitungen Vorderasiens, die soge nannten Pipeline, in Asbest gebettet.
So hat der Asbest, dessen industrielle Verwertung erst in der zweiten Hlfte des vorigen Jahrhunderts begann, eine schnell zunehmende Be deutung erlangt. Schon 1928 hatte sich der Weltverbrauch gegenber der Vorkriegszeit des ersten Weltkrieges verfnffacht, und er ist in den seither verstrichenen Jahrzehnten weiter stark angewachsen. Derzeit drften in Deutschland xoooo Arbeitnehmer in der asbestverarbeitenden Industrie ttig sein.
Da die ungeschtzte Arbeit in der Asbestindustrie eine Gesundheits gefahr darstellt, wurde, ebenso wie bei der Quarzlunge, verhltnismig spt erkannt. Wohl hatte 1899 der Englnder Murray die Lungenfibrose eines 33 jhrigen Arbeiters, der 10 Jahre in einer Asbestfabrik ttig war, als Berufskrankheit angesprochen und bei der Leichenffnung Asbest nadeln in den Lungen nachgewiesen, aber diese wertvolle Erstbeobach tung wurde kaum beachtet, ebenso eine 1914 von Fahr mitgeteilte Ob duktion. Erst 1931 wurde in Deutschland erstmalig unter dem Titel ,, B e r g f l a c h s l u n g e " von Bttner-Wobst und Trillitzsch ber Asbest staublungen aus dem schsischen Industriebezirk berichtet.
In den folgenden Jahren ist nun fleiig ber diese neue Berufskrank heit geforscht und publiziert worden (in Deutschland Beintker, Beger, Bohne, di Biasi, Rostoski, Saupe, Wedler, Bhme, in England Oliver, Gloyne, Merewether, Stewart, in Italien Vigliani).
Die Einatmung von Asbeststaub fhrt zum Erwerb einer Asbeststaub lunge (Asbestose). Die Vorgnge hierbei hneln denen bei der Silikose, da
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S ta b lu n g e n e rk ra n iu n g e n
nur feinste Staubteilchen bis in die Lungenalveolen dringen, doch wur den neben den allerfeinsten Stubchen auch Asbestfasern bis 150 fx Lnge in den Lungen gefunden. Man glaubt heute, da die mechanische Wir kung der langen Asbestfasern die Ursache der Erkrankung ist (Gardner, Behrens). Je nach der Dichte der Staubeinatmung und der persnlichen Disposition kommt es zur Bildung der Asbestose, so da bestimmte Daten hier nicht mglich sind In einem sehr staubigen Asbestwerk stellte Wedler schon im ersten Arbeitsjahr bei mehreren im besten Alter stehenden jungen Spinnern und Webern leichte Behinderung der At mung bei Anstrengungen fest, bei einem 25jhrigen Krempelschleifer waren schon nach nur 3monatiger Berufsarbeit die ersten Anzeichen von Asbestschdigung bemerkbar, da er beim Waldhornblasen die Luft nicht mehr so lange durchhalten konnte, wie vor der Arbeitsaufnahme. Andrer seits sind Zeitspannen von mehreren Jahrzehnten beschwerdefreier Ar beit namentlich aus Betrieben bekannt, die Asbest nur als geringen Zu satz verarbeiten.
Der Beginn der B es c h w e r d e n bei einer Asbestose ist gekennzeichnet durch Reizhusten, Auswurf, unbestimmtes Beengungsgefhl auf der Brust und leichte Kurzatmigkeit, die meist zuerst beim Radfahren, Treppensteigen, Sport auftritt. Allmhlich wird die Atemnot dann ebenso wie bei der Ouarzstaublunge das fhrende Krankheitssymptom, es kommt in den Endstadien des Leidens zu keuchender Atmung, Blausein der Lippen und Dilatation des rechten Herzens.
K l i n i s c h ist dabei die Asbestlunge perkutorisch und auskultatorisch so wenig wie eine Quarzlunge ohne Rntgenbild hinreichend sicher dia gnostizierbar. Als Verdachtsmomente mgen gelten, da Anflle von Reizhusten durch vertiefte Inspirationen oder Spirometerblasen leicht auslsbar sind. Bei fortgeschrittenem Leiden pflegen auch die auxiliren Atemmuskeln am Hals im Inspirationsversuch frhzeitig und deutlich anzuspringen. Die Stimme des Kranken klingt nicht selten leicht belegt. Recht hufig hrt man einen an Entfaltungsknistern gemahnenden Rand katarrh in den seitlichen unteren Lungenabschnitten, er kann sich bei Fortschreiten der Asbestose ausdehnen, berschreitet jedoch nie die untere Lungenhlfte. Eine deutliche Einschrnkung der Brustkorb elastizitt lt sich bei Bestimmung der Atemdifferenz und eine Abnahme der Lungenelastizitt bei Messung des Lungenfassungsvermgens genau wie bei der Quarzlunge feststellen. Ebenso ist die apnoische Pause ver krzt.
Das pathologische Geschehen ist jedoch bei der Asbeststaublunge von dem bei der Silikose stark verschieden. Die Asbestose ist gekennzeichnet durch eine di ffuse F ib rose des Lungengewebes nach Art einer inter stitiellen chronisch indurierenden Pneumonie. Die Vernderungen zeigen eine von oben nach unten zunehmende Ausprgung, wobei die rechte Lunge hufig strker betroffen ist als die linke. Die fr Silikose charakte ristische Kntchen- oder Schwielenbildung kommt bei der reinen Asbe-
Bergflachslunge
32g
stose nie vor. Wo sie scheinbar doch beobachtet wurde, handelte es sich
immer um Asbestosilikose, da nicht allzuselten Asbestarbeiter zuvor
auch mit kieselsurehaltigem Material gearbeitet hatten oder solches als
Fllstoff verwenden muten.
Entsprechend dem anatomischen Befund unterscheidet sich auch das
R n t g e n b i l d der Asbestlunge (Abb. 53) grundlegend von dem der
Quarzlunge. Charakteristisch ist ein beraus feines Netz- und Maschen
werk mit Einlagerung meist gleichfalls sehr feiner und sehr zarter Flek-
kelungen. Man hat sie mit Dampfschwaden ber einem Topf mit kochen
dem Wasser verglichen, was zugleich die Einbettung der Fleckchen in
einen leichten Schleier charakterisiert, und daher spricht man auch von
Nebelschwadenstruktur. Besonders in den Zwerchfellbrust wandwinkein
zeigen sich frhzeitig quer und schrg verlaufende feinste Streifenschat
ten. berhaupt sind die U n t e r f e l d e r strker abgeschattet als die obe
ren Lungengeschosse, die nicht selten emphysematos verndert und ver
mehrt strahlendurchlssig sind, whrend wir bei der Silikose meist eine
Aufhellung der basalen Lungenpartien infolge Emphysem finden. Eine
verstrkte Ausstrahlung der Hili entlang den Herzrndern ist gewhn
lich vorhanden. Im fortgeschrittenen Stadium sind oft herzrandnahe
Verschattungen sichtbar, die als bandfrmiger Schattenstreifen wie ein
Filzstreifen der Herzkontur aufsitzen und diese unscharf erscheinen
lassen (Abb. 54). Anschaulich spricht Dhers von einem zottigen oder
wolligen Aussehen der Herzrnder, die von den Ausstrahlungen der
Lungenwurzeln nach unten und auen stark berlagert sind. Da durch
Schattensummation bei stark entwickelten weiblichen Brsten die
Beurteilung dieser Verhltnisse oft unmglich wird, empfiehlt sich in
solch zweifelhaftem Fall eine ergnzende Thoraxfernaufnahme in Bauch
lage.
Erwhnt mu werden, da die schwierigste D i f f e r e n t i a l d i a g n o s e
bei der Asbestose die Stauungslunge darstellt, die ja bekanntlich auch
zur Verstrkung der Lungenzeichnung, Verschattung der abhngigen
Lungenabschnitte und Hilusverbreiterung fhrt. Die wabenartige, eng
maschige Lungenstruktur der Asbestose ist jedoch wesentlich zarter und
feiner als bei der Stauungslunge. Im brigen ist es eine Erfahrung, die
Saufe ebenso wie andere, die sich mit dem Rntgenbild der Asbeststaub
lunge beschftigt haben, machen konnten, da die Schwierigkeit der Be
urteilung mit zunehmender Erfahrung abnimmt. Lupenbetrachtung ist
zu empfehlen. Letzthin mssen wir uns immer-vor Augen-halten, da
das Rntgenbild mehr ein Mastab fr die Starke der Reaktion des
Lungengewebes als fr die Schwere der Staubkrankheit darstellt. So
darf auch nicht verschwiegen werden, da mitunter trotz ausgesproche
ner und glaubwrdiger subjektiver Beschwerden das Rntgenbild frei
>,'
von auch nur annhernd entsprechenden Vernderungen gefunden wer
den kann, obgleich ein anderes Leiden fr Atemnot, Luftbeklemmung
und Husten sicher auszuschalten ist. Das Rontgenbild der Asbestose ist
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Staublungenerkrankungen
A bb . 53. A sb estlu n ge (Sam m lung Baader, Ham m )
berhaupt gemeinhin viel unaufflliger als das der Silikose; so sagt Saupe mit Recht, da das Rntgenbild der Asbestose i m M i v e r h l t nis zur S c h w er e der A t e m s t r u n g e n steht.
Als weitere klinische und rntgenologische Differentialdiagnose kom men chronische Bronchitiden mit Bronchiektasen in Betracht. Der Asbeststaub reizt die Augenbindehute, die Rachen- und KehlkopfSchleimhaut und fhrt zu Hustenreiz. Bei vorgeschrittenen Erkrankungs fllen fehlt eine Bronchitis selten, der zhe, schleimige Auswurf kann auch Blutspuren enthalten; nach amerikanischen Beobachtungen soll blutiges Sputum hufig sein. Infolge der interstitiellen Lungenfibrose und hu figer Verwachsungen der Pleurarume werden die Bronchien erweitert und es kommt zur Entwicklung von Bronchiektasen, oft auch mit kleinen multiplen Abszessen. Bei schweren Fibrosen findet sich oft Zwerchfell fixation. In den Endstadien der Bergflachslunge sind auch fieberhafte septische Bronchitis und bronchopneumonische Herde keine Seltenheit. Ganz ausnahmsweise knnen grobe Pleuraauflagerungen oder grere
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A b b . 54. A sbestlunge (Sam m lung Baader, Hamm)
pneumonische Indurationsherde bei einer Asbestlunge tumorartige Ver schattungen machen, die aber, wie bereits oben ausgefhrt wurde, mit dem Wesen der reinen Asbestlungenvernderungen nichts zu tun haben. Korallen- oder schalenartige Kalkgebilde auf der parietalen Pleura, wie sie als Kalkplatten bei der Talklunge bekannt sind (vgl. Seite 339), wurden neuerdings auch bei Asbestose beschrieben (Fehre, Hobbs, Smith, H. Mller, Dnner). Der Tod aber erfolgt gewhnlich an einem Versagen des Herzens, dessen rechte Kammer hypertrophisch und er weitert gefunden wird. Dementsprechend sahen die Amerikaner bei den i 935/36 in 4 Asbesttextilfabriken in North Carolina durchgefhrten Untersuchungen unter 481 Fabrikangehrigen (391 mnnliche, go weib liche) in 19,2% Trommelschlegelfinger.
Dem R utgenbild der B ergflachslunge sehr hnlich sind die B ilder, w ie sie bei Spiegelglasschleifern (Koelsch und Lederer) und G lasw ollearbeitern (H oltzmantt) gefu n d en w e rd en , so d a Gerbis d ie s e 3 S ta u b lu n g e n u n te r der B e z e ic h nung ,,S ilik a to se" der Silikose gegenberstellt.
Ein Befund, der den Asbestarbeiter vor allen anderen kennzeichnet, ist das Auftreten feinster Asbestfasern im A u s w u r f , die 1929 erstmalig von Gloyne im Sputum und im Lungenschnitt, spter auch in der Trnen flssigkeit, im Stuhl und im Urin nachgewiesen wurden. Es sind farb lose, durchsichtige, doppelbrechende Gebilde, die wegen ihrer spitzen,
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Staublungenerkrankungen
nadelfrmigen Gestalt als A s b e s t n a d e l n bezeichnet werden (Abb. 55). Sie dringen allerorts mechanisch in das atmende Lungengewebe ein und knnen mit Ausnahme kleinerer Bruchstcke nicht wie der krnige Ge steinsstaub von Quarz durch Frezellen in die Lymphbahnen abtrans portiert werden. Die Lymphdrsen pflegen daher bei der Bergflachslunge weitgehend frei von Vernderungen zu bleiben; nur Sundius fand An hufung von feinstem Staub, aber auch er konnte keine Asbestnadeln oder Asbestkrperchen in den Drsen nachweisen. Die Asbestnadeln sammeln sich zumal in den am strksten beatmeten unteren Lungenteilen an, spieen sich in das Gewebe ein und wandern. Bei Dunkelfeldbeleuch tung sieht man sie im ungefrbten Lungenschnitt bei Aufhellung der Schnitte mit Brombenzol massenhaft aufleuchten. So fand Beintker auf r cm2einer Asbestlunge rund 1300000 Asbestnadeln. Diese Asbestnadeln knnen im menschlichen Krper zu eigenartigen Gebilden umgewandelt werden, indem sich um die Asbestnadel als Zentralfaden eine Hlle aus organischem Material mit Geleigenschaft bildet, die im Gegensatz zu der farblosen Asbestnadel gelb, rtlichbraun oder tiefbraun durch krper eigenes, dreiwertiges Eisen gefrbt ist. Diese farbigen Gebilde haben die verschiedenartigsten Formen, wie Keulen, Flanteln, Trommelschlegel, Spiee, oder weisen um den Zentralfaden der Asbestnadel Segmen-
A bb. 55. Isolierte, frei in der Lunge vorkom m ende Asbestnadeln. V e rg io e iu n g 260 m al, gew h n lich es L ic h t. D n n e K o rp e rc h e n h u tc h e n kom m en an v e r e in z e l ten Nadeln vor. D ie scharf zutage tretende gerade Nadel im oberen T eil des Bildes ist Rutil. Schw arze Fragm ente = K o h le ; kleine isom etrische P artikel = fein verteilter krniger Staub und K rnchen von K rperchenhllensubstanz (Sam m lung Sundius und Bygdn, Stockholm)
Bergflachslunge
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tierungen und Abschnrungen, der Hlle auf, so da sie an Seelilien oder eine Wirbelsule erinnern (Tafel io). Diese Gebilde, welche Fahr schon 1914 erstmalig fand, werden als Asbestosekrperchen bezeichnet.
Ob der Ort ihrer Entstehung nur die Lungen oder schon die oberen Luftwege sind, ist noch nicht restlos geklrt, ebenso ist ber die Art des Bildungsmechanismus der Asbestkrperchen noch nicht das letzte Wort gesprochen. Geistvolle Theorien der Geologen Beger und Sundius stehen sich hier noch gegenber.
D er N achw eis der A sbestosekrperchen ist einfach. D er gesam m elte Auswurf w ird m it der gleichen Menge A ntiform in v ersetzt und bis zur Auflsung stehen gelassen. D er B odensatz wird m ehrfach gew aschen und dann auf einem O b jekt trg er ausgestrichen. M it F erro zyan k aliu m und v erd n n ter Salzsure geben sie die B erlinerblaureaktion. A sbestnadeln geben keine Eisenreaktion.
Der Nachweis von Asbestosekrperchen erlaubt an sich weder Rck schlsse auf das Bestehen einer schweren Asbestose noch auf eine Be hinderung der Arbeitsfhigkeit, kann aber als Anzeichen dafr genom men werden, da bei der betreffenden Person eine Disposition besteht, dem Leiden der Asbestose zu verfallen. Asbestosekrperchen sind schon 2bis 3 Monate nach Einatmung von Asbeststaub gesehen worden, anderer seits fand ich sie im Auswurf auch noch 3 Jahre nach Abkehr von jeder Berufsarbeit.
Interessant ist, da die Bildung von Asbestosekrperchen bisher nur im menschlichen Krper beobachtet wurde. Die Amerikanerin Schuster fand in den Lungen eines 10 Jahre lang in einer Asbestfabrik lebenden Hundes zwar schwere Fibrose und Asbestnadeln in reichlicher Zahl, aber keine Asbestosekrperchen.
Asbestfasern vermgen auch in die Krperhaut zu dringen und verur sachen hier eine mechanische Reizwirkung. Das geschieht bei der Asbest ausbeutung und -bearbeitung, wobei sich die Arbeiter oft Asbestfasern in die Haut der Hohlhnde oder Beugeseiten der Finger stoen. Nament lich beim Arbeiten mit bloen Hnden in Asbestflocken, wie es z. B. beim Stopfen von Asbestmatratzen zum Lockern und Ausbreiten der Fasern notwendig ist, dringen die kleinen Asbestsplitter besonders in die Haut der Fingerspitzen. Es entsteht dann eine Epithelproliferation, die als Asbestwarze bezeichnet wird. Ich habe solche Asbestwarzen, in deren Zentrum stets eine Asbestfaser steckt, auch schon an der Krper haut des Grtels und der Oberschenkel gefunden. Sie werden zunchst nicht als schmerzhaft empfunden, verursachen aber beim Sitz an den Hnden beim Zugreifen Stiche etwa wie Hhneraugen und lassen ein herzhaftes Anpacken nicht zu. Die Arbeiter versuchen daher gern selbst die Warzen zu entfernen, was jedoch fr die Dauer nie gelingt, wenn nicht die zentrale Asbestfaser restlos ausgeschnitten wird, da dieselbe sonst neue Zellproliferation erzeugt (Dewirtz).
Weit bedeutsamer als diese harmlosen Warzen in Gestalt von Proli ferationen und Verhornungen der Epithelschicht der Haut ist aber die
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Staublungenerkrankungen
mechanische Reizwirkung, welche die Asbestnadeln im Lungengewebe ausben knnen. Verschiedentlich fand man bei Sektionen von Berg flachslungen die epitheliale Auskleidung der Bronchien in Abstoung begriffen. Nicht selten hat sich unter dieses desquamierte Zylinderepithel eine Schicht indifferenten Epithels geschoben, das dort, wo das Zylinder epithel verlorengegangen ist, sich zu Plattenepithel umgewandelt hat. Bei den kleineren Bronchien ist diese Metaplasie in Plattenepithel oft ganz ausgesprochen, so da diese Bronchien auf weite Strecken hin mit Plattenepithel ausgekleidet sind. Der langjhrige Reiz der Asbestnadeln auf die Lungen fhrt also zum Umbau des Lungengewebes und solcher Umbau bietet pathogenetisch eine wohlbekannte Grundlage fr das Auf treten neoplastischer Wucherungen.
Daher ist es nicht berraschend gewesen, da in den Jahren 1935 bis 1938 von 6 verschiedenen Autoren 14 Erkrankungsflle von Lungenkrebs bei Asbestlunge verffentlicht worden sind (Gloyne, Nordmann u. a.). Durchschnittlich betrug die Zeitspanne vom Beginn der Asbestarbeit bis zum Tode 18 Jahre und entspricht damit der bei anderen Berufskrebsen. Die Mehrzahl der Krebstrger war jung (2 davon 35, einer 41 Jahre). Der Sitz des Krebses war fast immer der Unterlappen, in 5/6 der Lungenkrebse handelte es sich um verhornende Plattenepithelkrebse, in deren Epithelzapfen und Stroma sich ganze Pakete von Asbestnadeln oder Asbestkrperchen befanden. Angesichts der berhaupt noch recht geringen Zahl von Sektionen bei Bergflachslunge erscheint der Hundertsatz- an -Krebs sehr hoch. Nach Nordmann betrgt er in Deutschland etwa 17%, nach Merewether in England 13% . Die letztere Zahl wird bei Bercksichtigung des greren englischen Beobachtungsgutes (232 Sek tionen) der Wirklichkeit nher kommen (2000 Silikose-Sektionen in England ergaben nur 1,3% Lungenkrebs). Auer dem Lungenkrebs sind auch Pleuratumoren (Wedlet, Weiss) sowie durch Eindringen von Asbestfasern aus der Brusthhle in den Bauchraum Bauchfelldeck zellentumor (Leicher) beobachtet worden.
Jedenfalls steht die Tatsache, da der Lungenkrebs als B e r u f s krebs der Asbestarbeiter auf Grund all dieser Beobachtungen anzusehen ist, leider auer Zweifel. Nordmann hlt das multiple, metaplastische Plattenepithelkarzinom des Bronchialbaumes bei der Asbestose fr cha rakteristisch. Hue-per berichtet, da von 78 Asbestkrebsen der Lunge 39 Plattenepithel-, 21 Rundzellen- und 18 Adenokarzinome waren. Der Asbeststaub wirkt also anders als der Silikose erzeugende Staub, da eine Kombination von Silikose und Krebs nicht als berufsbedingt anzusehen ist. Beim Zusammentreffen von Lungenkrebs und Lungenasbestose be stand zwar vielfach eine erhebliche Asbestose, aber in mehreren mit Krebs kombinierten Fllen war die Asbestose nur als leicht bis mittelgradig zu bezeichnen.
Nordmann und Sorge gelang es im T ierversuch, durch A sb eststaub verhornen den Platten6pithelkrebs m M uselungen zu erzeugen.
T afel io
SJ'f
Lungenschnitt m it A sbestosekrperdien (Sam m lung Baader, Hamm)
1.
B a a d e i , B ei ufs kia nk he ite n s A u fl.
Bergflachslunge
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Melde- und e n t s c b d i g u n g s p f l i c h t i g nach der V. Berufskrank heitenverordnung ist die Asbeststaublungenerkrankung. Auch hier gilt, da fr die Beurteilung der Erkrankung die Gre des Ausfalles im Herz- und Lungenkreislauf neben dem Rntgenbild von ausschlag gebender Bedeutung ist. Einfache Analogieschlsse mit der Silikose begutachtung sind hier unangebracht. Erinnert sei an die eingangs nher ausgefhrte hufige Geringfgigkeit der Rntgenbefunde, die viel we niger als bei der Silikose ausgeprgt sind und scheinbar keine gengende Erklrung fr die vorgebrachten Beschwerden abgeben. Die Berg flachsfibrose der Lungen fhrt fast regelmig zu frhzeitigerer funktio neller Beeintrchtigung als die Quarzlunge, weil die Fibrose der Unter felder und die Behinderung der Zwerchfellatmung sich besonders un gnstig auswirken. Die Zahl der Atemzge, die Art der Atmung nach kleinen Anstrengungen, die Zeitdauer des Atemanhaltens, die Atmungs breite, dasLungenfassungsvermgen werdenzu prfensein. Die Beschrn kung der Erwerbsfhigkeit wird im wesentlichen durch den Zustand der Herzkraft bestimmt. Weiterhin ist der L u n g e n k r e b s der Asbest arbeiter, wenn er in einer Asbestlunge auftritt, entschdigungspflichtig.
Neuerdings hat Stojadinovic auf Hmaturie aufmerksam gemacht, die er bei 58,8% der 80 von ihm untersuchten Asbestgrubenarbeiter in Serbien fand.
Endlich noch einige Worte ber die Kombination T u b e r k u l o s e und A sbe st ose . In England ist dieselbe wirklich nicht selten; Merewether gibt 1934 unter 27 Asbestosetodesfllen 15 mit Tuberkulose, Bridge 1936 unter 59 Asbestosetodesfllen sogar 34 Asbestosetuberkulosen an. Nach einer gleichfalls dem Jahre 1936 entstammenden Mitteilung von Wood und Gloyne fanden diese bei 100 Asbestosekranken in 30% eine Beteili gung von Tuberkulose, und zwar 9 ruhende und 21 aktive Tuberkulosen. Vilenskij beschreibt fr Ruland ebenfalls ein hufiges Befallensein vbn Tuberkulose unter seinen 150 Bergflachslungen. Fr Kanada besttigt Cartier in dem 7% der Weltfrderung liefernden Grubenbezirk von Thetford, Provinz Quebec, zwar erhhtes Vorkommen von Tuberkulose, die jedoch das Bropersonal und Frauen mehr betrifft als die Gruben arbeiter. Er zitiert die Erhebungen der Industriehygiene-Stiftung in Pittsburgh und der Trudeau-Stiftung in Saranac, nach denen bei den 35000 Asbestarbeitern der Vereinigten Staaten keine erhhten Tuber kuloseziffern gefunden wurden. In Deutschland ist bisher nur ganz ver einzelt Zusammentreffen von Asbestose und Tuberkulose bekannt ge worden. Im Gegensatz zu England beschrnkt sich daher die Entsch digungspflicht nach der Deutschen Berufskrankheitsverordnung auf die Asbestose ohne Kombination mit Tuberkulose.
Die B egrndung des G esetzgebers hierfr lau tet: Von einer Bestim m ung ber
das Zusam m entreffen von einer schweren A sbeststaublunge m it T uberkulose ist a b g e se h e n w o rd e n , d a n a c h den in D e u tsch la n d b ish e r g e m a c h te n E rfa h r u n g e n die Vergesellschaftung der Asbestose m it einer T uberkulose nicht beobach tet wurde. D iese B egrndung besteht nicht ganz zu R echt. D enn es liegen eben doch
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Stanblungenerkrankungen
eine R eihe von Verffentlichungen vor (Rostoski 1931, Saupe 1932, Gerbis 1932, Martz 1935, Viegener 1939), aber au er den beiden le tztgen an n ten v ertreten bisher alle d eu tsch en A utoren die A uffassung, da ein u rschlicher Z u sam m en
hang zwischen T uberkulose und A sbeststaubeinatm ung n ich t gegeben ist. Die Frage ist daher n och offen und bedarf w eiterer sorgfltiger Prfun g; eine eigene B eobachtung zeigte bei laufender Kontrolle das E in treten einer sich schnell ausbreitenden T uberkulose, wobei auch durch pathologisch-anatom ische U n ter suchungen sich der hinreichende V erdacht enger Beziehungen beider Prozesse zueinander ergab.
Die T h e r a p i e ist nichts, die Prophylaxe alles (Sanpe). Bei frhzei tiger Erkennung der Erkrankung und sofortiger Entfernung aus dem Betrieb ist ein Stillstand mglich, bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium bleibt Verweisung vom Arbeitsplatz nutzlos.
Die P r o g n o s e ist nach Ansicht der berwiegenden Mehrzahl der Asbestosekenner ungnstig. Fortschreiten der Krankheit wurde auch nach Aussetzen der Arbeit und Berufsaufgabe beobachtet (Alwens, Saufe, Stewart). Spontanpneumothorax durch Platzen von Emphysem blasen haben Wood und Gloyne beschrieben. Zeitweilige Besserung der Begleitbronchitis ist allerdings mglich. Ein Mensch mit Bergflachslunge hat naturgem geringere Aussicht, eine Lappen- oder Lppchenlungen entzndung zu berstehen.
Zur V e r h t u n g der Asbestose ist vllige Abkapselung der Koller gnge, Reiwlfe und Zerkleinerungsanlagen notwendig; gut funktio nierende Staubabsaugevorrichtungen an den Maschinen sind zu fordern, Staubaufwirbelung ist durch Verkleiden der Riemenantriebe zu vermei den, glatte Wandflchen und regelmige Reinigung der Arbeitsrume durch Industriestaubsauger sind wesentlich. Halbjhrliche rztliche Untersuchung aller Arbeiter in den staubreichen, jhrliche in den brigen Betriebsteilen, sind erforderlich. Besonders staubende Arbeitsvorgnge, wie das Krempelwalzenreinigen und Matratzenstopfen, sind in abge trennten Rumen mit Atemschtzern vorzunehmen. Staubdichte Tren
Die technische Verhtung ist wegen der leichten Entfernbarkeit der langen Asbestfasern aussichtsreicher als bei der Quarzlunge und hat bereits Erfolge gezeitigt (Bhme).
Fr Asbest lautet die nordamerikanische Regierungs-MAK-Liste 170 Teilchen je ccm Luft. Bei 1 j, Faserlnge sollen mehr als 175 Teilchen, bei 10 a Faserlnge mehr als 30 Teilchen/ccm gefhrlich sein.
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3. Talklunge
Talk ist ein wsseriges Magnesiumsilikat. Er kommt in zwei Ausbil dungsarten vor: als blttriger perlmutterglnzender Talk und als derber dichter Speckstein. Beide fhlen sich fettig, seifig an. Groe Lagersttten von Talk sind in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, am Nord hang der Pyrenen und in der Steiermark. Speckstein, auch Seifenstein genannt, wird im Fichtelgebirge (Gpfersgrn, Wunsiedel) gewonnen. Zur Talkgruppe gehrt auch der Meerschaum, dessen Hauptfundstelle Kleinasien ist. Talk wird im Grubenbau (Stollen- oder Schachtbau), Speckstein im Tagebau gefrdert. Der zu Pulver vermahlene Talk wird handelsblich als Talkum oder Federwei bezeichnet. Er besitzt eine groe Geschmeidigkeit und hohes Absorptionsvermgen fr Farbstoffe, Fette, le, Harze sowie geringes hygroskopisches Verhalten.
Talkum wird sehr mannigfaltig in der Industrie verwendet. ber 60 Berufe haben stndigen Umgang mit ihm. In der Papierherstellung wird Talkum als Fllstoff benutzt, es verbessert Farbe und Glanz, Feuersicherheit und Wasserdichtigkeit des Papiers und erhht seine Fhigkeit, Druckerschwrze und andere Farbstoffe aufzunehmen. In der Weberei dient Talkum als Schlichtmittel, zur Wasserdichtung von
22 B a a d e r , B erufskrankheiten 5. Aufl.
33
Staublungenerkrankungen
Geweben, als Fllstoff bei Appretur. Dem Garn, verleiht es hohe Gltte. In der Gummiindustrie wird der gemahlene Talk wegen seiner Indiffe renz zu Suren als Fllmittel bei Gummimischungen fr surefeste Gummiwaren verwendet. Um ein Ankleben der aus dem Kalander ge
zogenen Gummiplatten zu verhindern, werden sie mit Talkum bestreut, ebenso werden fertige Erzeugnisse der Gummiindustrie eingestubt, um Aneinanderhaften vorzubeugen. Auch in der Flisengieerei wird Talkum, rein oder mit Graphit gemischt, zum Einstuben der Guformen verwendet. Beim Bleigu der Akkumulatorenplatten werden die beson ders feinen Gitterplatten mit Talkum eingestubt. In der Seifenindustrie wird es als Fllstoff benutzt. Bei der Herstellung von Bohnermassen, Schuhkremen, Waschglanzpulvern, Zahnpasten, Schminken, Puder stoffen, Fupflegemittein, Wundstreupulvern und dergl. findet es An wendung. In der Farbenindustrie wird es fr Pastellstifte, l- und Pa stellfarben bentigt. Auch in der Leder-, Glas- und Porzellanindustrie, in der Konserven-, Sprengstoff- und Holzindustrie findet es mannigfache Verwendung. In letzterer wird es zusammen mit Wasserglas zum Feuer sichermachen von Holz, in der Maschinenindustrie mit Fetten oder Was ser vermischt als Schmiermittel angewendet. Der dichte Talk Speckstein wird fr Surebehlter, Kochgefe, Ausgsse, Tischplatten fr Labora torien in der chemischen Industrie, als Brennerkopf in der Gasindustrie und als Baustoff in der Hochfrequenztechnik verwendet. Isolierstoffe aus Speckstein laufen auch unter dem Namen Steatit (kristallisiertes Magnesiummetasilikat) und Frequenta. Die Meerschaumfabriken in Lemgo, Ruhla und Wien stellten Pfeifenkpfe und Zigarrenspitzen her.
Alle Betriebe, die sich mit der Gewinnung, Bearbeitung und Verwen dung von Talk befassen, kennen eine erhebliche Staubentwicklung, die besonders stark ist, wo das pulverfrmige Talkum verwandt wird. Zwar hatte schon Thorei 1896 eine Specksteinlunge aus einer Speck steinschneiderei des Fichtelgebirges beschrieben und im Gesamtaschegehalt der Lunge 74,5% Speckstein nachgewiesen, aber diese vor der Silikosera liegende Beobachtung wurde vergessen. 1931 berichtete der Italiener Zanelli ber eine Staublunge bei einer Arbeiterin, die 5 Jahre lang in Fahrradschluche Talkum mit Hilfe von Preluft ein blies und 1933 berichtete Dreesen ber Staublungen aus Talkgruben und
J Talkmhlenbetrieben im nordamerikanischen Staate Georgia. Er fand \
rntgenologisch eine diffuse Fibrose, die einer Asbestose hnelt. 1935 haben Dreesen mit Dallavalle erneut Untersuchungen aus 2 Talkgruben und Herstellungsbetrieben von -Talkzeichenstiften verffentlicht und neben zahlreichen leichten Staublungen auch 3 schweren Grades abge bildet. 1939 folgte Nuck, der die tdliche Staublunge eines Gummifabrik arbeiters beschrieb, der 35 Jahre an der Schlauchmaschine mit Talkum gearbeitet hatte. Er erwhnt auch eine leichtere Staublunge nach 33 jh riger Talkumarbeit in einer Reifenfabrik. Weitere Beobachtungen stam men aus Nordamerika. Mehrfach wurden hier Talklungen in kosme-
Talklunge
339
tischen Fabriken und in der Schuhindustrie bei Einstubern beobachtet, die jahrelang etwa 5 Monate im Jahr weie Sport- und Sommerschuhe mit Talkum bestreuten. 1948 konnte ich in Akkumulatorenfabriken bei den Bleigieern mehrere Talklungen feststellen, darunter eine tdliche. 1954 beschrieb Parada die erste Meerschaumlunge aus Spanien. Die mit Talkpartikelchen beladenen Phagozyten werden nicht wie beim Quarz vom Lymphsog erfat und in die Quellgebiete des Lymph gefnetzes eingebracht, sondern wandern gegen den Lymphsog extralymphvaskulr gelagerten Speichern zu. Diese Talkstaubspeicher odei S t a ub gr a nu l om e wachsen zu knotig knolligen oder grobbalkigen Ge bilden an, deren Zentrum nicht sogleich hyalin schwieliger Fibrose an heimfllt wie die silikotischen Kntchen. Durch die chronische Stauung wird das Bindegewebe zur Wucherung angeregt, es kommt zur Talk fibrose, die nach Winkler mit Kieselsurewirkung nichts zu tun hat.
Die klinischen Erscheinungen der Talkstaublunge sind gering. Meist entsteht sie v l l i g s y m p t o m l o s und wird als Zufallsbefund bei einer Rntgendurchleuchtung festgestellt. Doch sind bei den f o r t g e s c h r i t tenen F l le nL uf t ma ng e l, heftige Bruststiche, Hustenanflle, blutiges Sputum, Herzklopfen und Kurzatmigkeit, Einschrnkung des Lungen fassungsvermgens und katarrhalische Gerusche berden Lungen mehr fach beobachtet worden.
Das R n t g e n b i l d gibt im Gegensatz zur Quarzlunge (vgl. Seite 294} den tatschlichen in den Lungen vorhandenen Staub wieder zusammen mit irgendeiner damit verbundenen Kongestion (Merewether). Es zeigt eine unscharfe, feine allgemeine Strang- und Streifenzeichnung, beson ders in den unteren zwei Dritteln des Lungenfeldes, die so k o n t r a s t a r m ist, da das Bild wie eine Milchglasscheibe wirkt. Die seltenen schweren Erkrankungsformen lassen aber sehr zahlreiche weichwolkige feine Stippchen (Staubspeicher), erkennen, die gleichfalls nur in den Unter geschossen Verdichtungsbezirke bilden (Abb.56). Dabei bestehen kleinste Aufhellungen (Emphysemmntelchen) um die einzelnen Fleckelungen herum. Eine Stadieneinteilung des Rntgenbildes wie bei der Quarz lunge ist bei der Bergflachs- und Talklunge nicht mglich. Verziehungen am Zwerchfell kommen vor, sind aber keineswegs so hufig wie bei der Quarzlunge. Doch sind auch tumorartige schattentiefe Schwielenbil dungen bekannt geworden (di Biasi, Ehrhardt).
Als Besonderheit zeigt das Rntgenbild der Talklunge einen gelegent lich auch bei Asbestose gesehenen Befund: P l e u r a v e r k a l k u n g e n (die sog. ,,Tale Plaques" der Amerikaner), die sich als lichtundurchlssige Ver dichtungsbezirke von schwartenartigem Charakter auf der Pleuraober flche in der Lungenperipherie, ber dem Zwerchfell und am Herzbeutel finden (Abb. 57). Diesen Befund vergleichen Siegall nniGreenburg mit den Eierschalenschatten an den Hilusdrsen bei der Silikose, aber bei der Talk lunge fanden sich die schattentiefen Kalkgebilde niemals in den Hilus drsen, sondern, wie bereits erwhnt, nur auf der Pleura. 14 = 6,3 % der
22*
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Staublungenerkrankungen
A bb . 56. Talklunge (Sam m lung Baader, Hamm)
221 rntgenologisch untersuchten amerikanischen Talkarbeiter zeigten diese Talkplaques, jedoch nur einer hatte eine Pleuritis in seiner Vorge schichte, freilich kein Empyem. 7 hatten zugleich eine fr Talklunge charakteristische Fibrose, aber 5 zeigten berhaupt keine anderen Lungenvernderungen. Die Talkkalkplatten fanden sich nach einer Talk arbeit von 4-52 Jahren. Bei 35 schsischen Steinholzlegern, die mit Talkum, Speckstein und Holzmehl arbeiteten, fand Fehre 7 mal Pleura verkalkungen (4doppel-, 3 einseitig). Es mu dem Talk eine besondere Fhigkeit innewohnen, Pleuraverkalkungen hervorzurufen, da wie bei den amerikanischen Beobachtungen eine Lungen- oder Rippenfell erkrankung in der Vorgeschichte fehlte. Funktionsausflle verursachen sie nicht, was wohl durch ihren Sitz auf der parietalen Pleura ohne Verdung des Pleuraspaltes erklrbar ist. Das viscerale Blatt ist stets frei.
Die Talkose ist nicht allein auf die Lunge beschrnkt; die Obduktion eines 46jhrigen Schuhfabrikarbeiters, der 6 Jahrelang Schuhe geweit hatte und an Atemnot und epigastrischen Schmerzen litt, ergab auer hauptschlicher Fibrose und geringer Granulombildung in den Lungen eine Granulomatose des P e r i k a r d s , des M y o k a r d s und der M a g e n schleimhute. Anhalt fr Tuberkulose fehlte. Die Magenschleimhautgranulme werden auf talkumhaltiges verschlucktes Sputum zurck-
Talklunge
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A bb. 57. T alklu n ge m it K a lk p latten (Sam m lung Fehre, Leipzig)
gefhrt. Die Talkkntchen des Herzmuskels und der Herzinnenhaut finden keine Erklrung (Jaques und Benirschke).
Eine Vergesellschaftung mit T u b e r k u l o s e scheint hufig zu sein. Die rntgenologisch schweren Formen von Talklunge von Dreesen lassen alle Verdacht auf gleichzeitig tuberkulses Geschehen zu. Winkler fand Tu berkulose in den Steierischen Talkbergbaubetrieben nur vereinzelt. Die wenigen Leichenffnungen, welche.bisher nur in Nordamerika auer den 2 in Deutschland (1896 durch Thorei, 1949 durch di Biasi) stattfanden, ergaben in den meisten Fllen neben der Talklunge auch tuberkulse Prozesse.
Sehr wichtig aber ist der Nachweis von A s b e s t o s i s k r p e r c h e n , der allen drei amerikanischen Obduzenten (1942 Levy, 1946 Porro und Levine, 1947 Zimmermann) gelang und damit den Beweis erbrachte, da die Talklunge ebenso wie die Bergflachslunge eine selbstndige Er krankung (Silikatose) darstellt, welche sich von der Silikose grund legend unterscheidet.
Der bei der Asbestose hufige Lungenkrebs ist in keinem Falle von Talklunge bisher beobachtet worden. Er ist bei dem inhalierten Mate-
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Staublungenerkrankungen
rial des schmiegsamen Talkstaubes auch nicht zu erwarten. Hingegen wurden mehrfach T a l k g ra nul o me am B a u c h f e l l wenige Wochen nach Bauchoperationen gefunden, die auf den Fremdkrperreiz des Talkums durch Gebrauch schadhafter mit Talkum eingestubter Opera tionshandschuhe zurckzufhren sind (Ficnberg, McCormick, Rssle). Auch im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich sind Talkgranulome beobachtet worden (Hbner, Becker). Die Talkgranulome knnensehr erhebliche Beschwerden verursachen und mssen meist operativ entfernt werden
Die Annahme, die vor 20 Jahren noch Nuck in seiner Monografie ,,Talk und Talkumstaub" (Arbeitsmedizin Heft 9) vertrat, da die Talklunge eine Silikose sei, ist durch die inzwischen vorliegenden Ob duktionen hinfllig geworden.
Die Talklunge ist eine Silikatose, sie hat aber ein eigenes Krankheits geschehen, das sich nicht unwesentlich von dem der Quarzlunge und der Bergflachslunge unterscheidet. Die Talkose stellt keine mitigierte und modifizierte Silikose, sondern eine klassische Staubspeicherungs krankheit sui generis dar (Winkler). Folgerichtig unterscheidet die fran zsische Berufskrankheitengesetzgebung daher (schon seit 1942) zwischen Silikose/Asbestose und Talkose und ihren jeweiligen Komplikationen. Die Berufskrankheitenverordnung der DDR fgt hinter das Wort Staublungenerkrankung (Silikose oder Silikatose) ein. Die V. Ver ordnung der Bundesrepublik tut dies leider nicht. Doch ist in der Erluterung der Verordnung durch Bauer angegeben, da die Talklunge unter den Begriff Staublungenerkrankung (Silikose) der Verordnung fllt.
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4. Kaolinlunge
Das Aluminiumsilikat K a o l i n kann ebenso wie die Magnesiumsilikate Asbest und Talk Staublunge erzeugen. Kaolin wird in der Porzellan herstellung, als Fllstoff und Zusatz in vielen Industrien und auch in reinem Zustande verwendet.
In einer franzsischen Fabrik pharmazeutischer Produkte waren zwei sonst gesunde Frauen seit 16 bzw. 20 Jahren mit dem Handsieben und Absacken von feingepulvertem reinem Kaolin beschftigt. Sie erkrank ten mit Atemnot und Abmagerung. Die Rntgenaufnahmen zeigten all gemein vermehrte Netzzeichnung und feinfleckiges S c h n e e g e s t b e r bild. Die Untersuchung einer Probe des Kaolins nach der Methode von Trstet und Wynne, modifiziert durch Florentin und Marg-Heros (Bull. Soc. Chim. biol. 3 (1947), 213) ergab keine freie Kieselsure. Nach An sicht von Tara und Trouard-Riolle sind diese beiden Krankheitsflle an Kaolinsilikatose die ersten in der medizinischen Literatur. Sie mahnen uns, auch Kaolin nicht als harmlos anzusehen, wie- dies zum Beispiel in der Lungenchirurgie noch geschieht. Aus Amerika liegt eine Arbeit von 1954 v o r: 2 Arbeiter starben mit 35 und 36 Jahre n an schwerster massiver Kaolinfibrose, nachdem sie 17 bzw. 21 Jahre mit reinem Kaolin gearbeitet hatten. Inzwischen mehren sich Beobachtungen ber Kaolinlungen. So wurden aus England unlngst 6 Kaolin- (china clay) lungen, darunter 2 tdliche beschrieben {Haie, Gough, King und Nagelschmidt).
Als Silikatose fllt auch die Kaolinlunge unter den Schutz der Be rufskrankheitenverordnung.
Ein Aluminiumsilikat mit glimmerartiger Blttchenstruktur ist der M o nt m o r i l l o n i t , von dem ein erheblicher Gehalt in dem mergelhaltigen Kalk nachgewiesen wurde, der beim Streuverfahren in Bergwerken als Ersatz quarzhaltigen Gesteinsstaubes zur Bekmpfung von Schlag wetterexplosionen jetzt benutzt wird (Pfefferkorn). Es verdient Beach tung, ob hier nicht eine neue Gesundheitsgefahr entsteht (Portheine). Der hauptschlich aus Montmorillonit bestehende Bleicherdeton ver-
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StauJjlungenerkrankungen
ursacht die B l e i c h e r d e l u n g e (Gattner). Mit ihm identisch ist die sog. Fullererde, durch die schon seit 1941 bei langjhriger Exposition rnt genologische Befunde bei geringfgigen klinischen Symptomen bekannt sind (.McNally und Trostler).
Bentonit besteht zu 90% aus Montmorillonit (Aluminiumhydrosilikat), wird auf der italienischen Insel Ponza bergmnnisch gewonnen und in Raffinerien aufbereitet. Innerhalb 7 Monaten bis 3 Jahren entwickelten sich schwere pseudotumorse Staublungen (Rombol und Guardascione).
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5. Metall-Lungen
Nicht selten ist die Eisenlunge (Siderose). Sie kommt in zwei Formen vor, der roten Lunge, die schon 1867 Zenker beschrieb, verursacht durch massenhafte Einlagerungen von rotem Eisenoxydpulver (z.B. in Hma titgruben), und der s c h w a r z e n Lunge, die durch Einatmung von metal lischem Eisenstaub zustande kommt, und im Eisenbergbau des Sieger landes (Spateisenstein) und im lothringischen Minetteabbau bei den Bergleuten hufig ist. Besonders ausgeprgte Eisenlungen finden sich bei Elektroschweiern. Doch auch bei Autogenschweiern und Brennern, bei Silberpoherern und bei Walzern wurden sie beobachtet. Die Er werbszeit ist am krzesten bei Elektroschweiern (5 Jahre), am lngsten bei Walzern (mindestens 17 Jahre, meist mehr), dazwischen hegen Gasschweier und Brenner (15 Jahre). Das Rntgenbild zeigt eine sehr feinfleckige, diffus ber beide Lungenfelder verstreute Tpfelung nach Art des Schneesturmphnomens. Es ist nach Arbeitsaufgabe rckbildungsfhig (Doig und McLaughlin), wahrscheinlich durch Resorption des Eisens und Abtransport desselben auf dem Blut wege. Klinisch macht die Eisenlunge keinerlei Beschwerden oder Aus fallserscheinungen. Auer diesen exogenen Eisenlungcn, deren abgela gertes Lungenpigment als Siderin bezeichnet wird, gibt es die endogene Eisenlunge mit Ablagerung von aus dem Blutfarbstoff stammenden Hmosiderin, welche als Folgezustand chronischer Stauungslunge (Mitralstenose) auftritt. Das Rntgenbild der Hmosi de rose zeigt
M etall-L ungen
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eine Zunahme der fleckigen Elemente nach den Lungenwurzeln hin ,, z e n t r a l e r S t a u u n g s t y p " . Die Hmosiderinablagerungen knnen infolge interstitieller bindegewebiger Reaktion Kntchen bilden und diese siderofibrsen Kntchen knnen verkalken wie die Schrotkrner der Sandsteinsilikose (Haubrich). Ihre Anordnung nur im zentralen Lungenbereich und die Vorgeschichte werden Verwechslungen mit Quarz lunge vermeidbar machen. In diesem Zusammenhang ist auch noch die Oc ke rl ung e durch Erdfarben zu nennen, deren Hauptgruppe aus Oxy den bzw. Hydroxyden des Eisens besteht. Ihr Rntgenbild mit seiner Feinstfleckung entspricht dem feingranulierten Bild der Eisenerzberg leute. Aber die Erdfarben enthalten bis 80% Quarz und die Ockerlunge ist eine Silikose (Hagen, Ehrhardt).
Bariumarbeiter knnen eine Bariumlunge (Barytose) erwerben, die namentlich von italienischen Arbeitsmedizinern studiert wurde. Berg leute in Schwerspatgruben zeigen im Rntgenbild harte, mehr stern frmige Fleckschatten, deren Differentialdiagnose gegen siiikotische Kntchen Lupenbetrachtung erfordert. Reichmann konnte infolge Selbst reinigung Verschwinden einer Barytlunge nach 15 Jahren feststellen. Sie kann fr Barytlungen geradezu als typisch bezeichnet werden. Ich selbst erlebte bei einem Schwerspatmhlen arbeiter, dessen Arbeits material 4,5% Quarz enthielt -- so da die Differentialdiagnose an Hand des Rntgenbildes sehr schwierig war -- , innerhalb 8 Jahren durch Selbstreinigung der Lunge Verschwinden der Rntgenbefunde, was die Diagnose Barytlunge sicherte. Auch die in Weifarbenfabriken bei Lithoponetrockenmllern (Lithopone ist eine Mischung von Barium sulfat mit Schwefelzink) beobachteten Staublungen (Pendergrass, Wende) gehren hierher.
Als jngste Staublunge wurde die Anti monlunge krzlich von Karajovic. beschrieben.
Langjhrige Einatmung von Zinn kann eine Zinnlunge (Stannosis) verursachen. Bei einem 48 jhrigen Zinnofenarbeiter wurde nach 18 jhri ger Arbeit eine Koniose durch Zinnoxyd beobachtet und Zinn in Lunge, Leber, Lvmphdrsen und Milz nachgewiesen (Bartdk, Tomelka, Tomiek). Die Zinnoxydpartikel sind rntgendicht und zeigen geringe Tendenz zum Verlassen des primren Niederschlagortes. Ich sah bei langjhrigen Zinngieern uerst feine Granulierung des Lungenrntgenbildes bei vlliger Beschwerdefreiheit.
Die Einatmung von Zi nkoxyd beim Gieen von Metallegierungen, besonders Messing, verursacht das bekannte Giefieber, eine akute, rasch vorbergehende Erkrankung (Kopfschmerzen, Fieberanstieg, Schweiausbruch, Abgeschlagenheit), die keine nachweislichen Lungen vernderungen macht. Chronische Giefieberfolgen gibt es nicht (Natvig).
Durch das Leichtmetall Aluminium wird die Alum inium lunge er zeugt (vgl. S. 346 bis 365), durch Hartmetall, das aus Wolfram, Titan und Kobalt hergestellt wird, die Ha rt me ta ll -L un ge (vgl. S. 365